Förderkonzept für die Schuleingangsphase
1. Diagnostik zu Beginn der Schuleingangsphase
Um die Erstklässler rechtzeitig zu fördern und zu fordern findet von den Sommerferien bis zu den Herbstferien eine diagnostische Beobachtungsphase statt.
Bis zu den Herbstferien findet eine Diagnostik durch eine Beobachtung und deren Dokumentation im Rahmen des Unterrichtes statt. Diese Diagnostik wird durch eine/n Sonderschulpädagogin/en, die Sozialpädagogin, Fachlehrer/innen und die jeweiligen Klassenlehrer/innen durchgeführt.
Im Klassenverband werden anhand einer Auswahl von Arbeitsblättern zu den Vorläuferfähigkeiten Mathe / visuelle Wahrnehmung die aktuellen Lernstände der Kinder festgestellt (Diagnostik - ABs und PPP zur ausprobierten Diagnostik siehe Anhang).
Der Sprachstand wird in Einzeldiagnostik ermittelt (siehe Punkt 3).
Zusammen mit den Ergebnissen der Schuleingangsdiagnostik (ELMAR Tag: 10 Spielerische Aufgaben zu den Bereichen: Motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten, Sprachverständnis, Mengenerfassung, Merkfähigkeit, Optische Differenzierung, Auge-Handkoordination, Manuelle Fähigkeiten und Geschicklichkeiten, Phonematische Differenzierungen, Phonologisches Bewusstsein, Pragmatische Bewusstheit) , den Ergebnissen der Aktensichtung nach Empfehlungen und Anmerkungen im Schulärztlichen Gutachten und der Ergebnisse aller durchgeführten Diagnostiken werden Fördermöglichkeiten (Gruppen oder Klassenverband) festgelegt. Die Förderschwerpunkte variieren nach Lernausgangslagen (Konzentrationsförderung, Feinmotorik, visuelle Wahrnehmung, phonologische Bewusstheit etc.).
2. Psychomotorischen Förderung
Die Psychomotorik ist eine kindgemäße Bewegungserziehung. Sie unterstützt die ganzheitliche Entwicklung des Kindes. Im Mittelpunkt stehen die Förderung der gesamten Persönlichkeit und die Verbesserung der Handlungsfähigkeit über die Ich-, Sach- und Sozialkompetenz. Unsere Sinne (Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen) und Bewegung spielen dabei eine große Rolle.
Die Psychomotorische Förderung an der DHS findet zusätzlich zum planmäßigen Sportunterricht statt. Dabei werden Inhalte anders gewichtet, anstatt vorgegebener Bewegungsabläufe geht es darum, eigene Erfahrungen zu sammeln. Bei den Bewegungsangeboten ist die Freiwilligkeit und Eigentätigkeit entscheidend.
Kinder mit wenig Bewegungserfahrungen und Schwierigkeiten in ihrer Wahrnehmungsaufnahme und –verarbeitung bekommen einen geschützten Raum, indem sie diese für ihre Entwicklung wichtigen Erfahrungen nachholen können. Dadurch wird eine sehr wichtige Lernvoraussetzung geschaffen.
An unserer Schule werden Kinder mit den Schwerpunkte: Lernen, geistige Entwicklung, emotionale und soziale Entwicklung, Sprache und körperliche und motorische Entwicklung inklusiv beschult.
Sowohl die Psychomotorik als auch der Sportunterricht bieten eine optimale Plattform, das soziale Miteinander, Rücksichtnahme, Fairness und den Kampf nach Regeln spielerisch zu fördern. Mit relativ wenigen Hilfsmitteln und ein bisschen Kreativität, können Bewegungsaufgaben entsprechend des jeweiligen sonderpädagogischen Förderbedarfs der Kinder unserer Schule differenziert werden. Kooperative Aufgaben
werden als Gruppe zusammen gemeistert, wobei jeder mit seinen Möglichkeiten helfen muss.
2.1 Zielgruppe
Zielgruppe der Psychomotorik, Wahrnehmung mit Psychomotorischen Elementen, Psychomotorische Förderung im Wasser mit Wasserbewältigung / Wassergewöhnung sind Kinder die
• Auffälligkeiten in der altersgemäßen Entwicklung der Wahrnehmung und Motorik haben
• Auffälligkeiten in ihrem Sozialverhalten zeigen
• wenig Selbstbewusstsein haben und ängstlich sind
• Lern-, bzw. Konzentrationsschwierigkeiten haben
• zu wenig Erfahrung im / mit Wasser haben
2.2 Organisatorischer Rahmen der psychomotorischen Förderung
Die Psychomotorik Gruppe der Stufe 1 trifft sich in der Turnhalle und arbeitet hier zu verschiedenen Themenschwerpunkten an vier Tagen in der Woche. In jeder Stunde werden die Kinder zu Beginn im Innenkreis der Halle begrüßt und die Stunde begonnen. Am Ende der Stunde wird die Bewegungseinheit in einer Sprechrunde reflektiert (Was hast du gemacht? Was hat dir gefallen? Was hat dir nicht gefallen?) und die Kinder verabschiedet. Die Kinder gehen anschließend selbständig in ihre Klassen zurück.
Für die psychomotorische Förderung im Wasser mit Wasserbewältigung / Wassergewöhnung findet eine eigene Diagnostik in Klasse 2 statt (Spiele und Aufgaben im knie- bis hüfthohen Wasser). Durchgeführt wird diese durch 2 Pädagogen/innen.
2.3 Themenschwerpunkte der Psychomotorik
2.3.1 Bewegungslandschaften bzw. Bewegungsbaustellen
2x in der Woche wird in der Turnhalle eine Bewegungslandschaft bzw. eine Bewegungsbaustelle aufgebaut, welche einen hohen Aufforderungscharakter für die Kinder hat. Beim Klettern, Rutschen, Rollen, Krabbeln, Balancieren, Schwingen, Springen und vielem mehr haben die Kinder die Möglichkeit für eigenständige Entscheidungen und lernen so ihre Fähigkeiten einzuschätzen und zu erweitern.
Diese Bewegungslandschaften bzw. Bewegungsbaustellen werden teilweise verändert für den Sportunterricht weiterer Klassen weiterbenutzt.
2.3.2 Lernen mit und in Bewegung
2x in der Woche werden Stationen zu Unterrichtsinhalten von Deutsch, Mathematik oder zur Konzentrationsförderung aufgebaut. Die Kinder lernen mit ihrem ganzen Körper Schreiben, Lesen, Rechnen und sich mehr zu konzentrieren. Gleichzeitig legen wir Wert darauf, Arbeitsschritte zu versprachlichen und auf Wortschatzerweiterung mit Fachbegriffen und Chunks.
Beispiele aus der Praxis:
Deutsch:
Silben lesen, Nutzen und Festigung der Artikelpunkte, phonematische Differenzierung etc.
Mathematik:
Aufgaben aus der Pränumerik wie z.B. 1:1 Zuordnung, Mengenvergleich Mengenverändern handelnd ausführen.
Aufgaben aus der Numerik: Spiele mit dem Zahlenweg, Memoryspiele mit Zurücklegen einer Strecke (Gehen, Rollbrett….) dabei Aufgabenkarten zu entsprechender Ergebniskarten sortieren, Summanden erwürfeln und als Zahlkarte und Menge holen und Aufgabe rechnen.
Rechengeschichten mit Alltagsbezug erfahren.
Bewegte Konzentrationsförderung
Suchaufträge( bei denen z.B. Gesehenes, Gefühltes, Gehörtes beim Überwinden einer Strecke behalten werden muss) , Spiele zum Gleichgewicht (wie Bambolea), Bauen mit verschiedenen Materialien (Kapplasteine, Bierdeckel, Kartons, Murmelbahnen aus Heulrohren…)
Ø Lernbegleitende Funktion: Bewegte Lernorganisation und Bewegungspause
2.3.3 Spiele
1x in der Woche stehen Bewegungsspiele mit folgenden Schwerpunkten im Zentrum der Psychomotorikstunde: Kooperation, Vertrauen, Wahrnehmungsförderung und Förderung exekutiver Funktionen und der Selbstregulation.
Diese Spiele sind teilweise strukturiert und angeleitet (Fallschirmspiele, Blindenspiele, Laufspiel…), als Gruppenaufgabe gestellt, bei der die Kinder Lösungswege finden sollen (Regenrinnenstaffel, Mattenschießen, Fliesenweg legen,…), oder von den Kindern selbstständig entwickelt (Bsp. Bau einer Stadt mit Straßen und Fahrzeugen) oder bekannte Spiele abgeändert (James Bond,…). Oft sind es Spiele mit Alltagsmaterialien, welche die Kreativität und Phantasie der Kinder auch in ihrer Freizeit anspricht.
2.3.4 DAZ (Deutsch für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache):
Gemeinsames Bewegen, Spielen, Ausprobieren hat in der Psychomotorik bzw. für viele Kinder unabhängig von ihren Deutsch- bzw. Sprachkenntnissen einen hohen Aufforderungscharakter. Die Kommunikation zwischen den Kindern läuft automatisch ab (z.B. kooperative Spiele), wobei zahlreiche Sozialerfahrungen gesammelt werden können.
In der Psychomotorikstunde werden sprachförderliche Rahmenbedingungen geschaffen. Der Lehrer ist ein Sprachvorbild. Er bietet vielfältige Sprachanlässe (z.B. Absprachen zum Geräteaufbau, sich gegenseitig Spiele erklären), bei denen Sprachkenntnisse erweitert und vertieft werden. Neben der Vertiefung des sportspezifischen Wortschatzes (visuelle Wortschatzhilfen einsetzen), der Unterstützung des Gebrauchs von Präpositionen (die eigene Position im Raum oder die Position der Schülerinnen betonen und mit Gesten oder kleinen Bewegungen verdeutlichen, Spiele mit Präpositionen), Satzmustertraining ("Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser?") werden auch verschiedene Verben und Adjektive in Bewegung dargestellt (Gegensatzpaare ausführen lassen: laufen vs. schleichen, trampeln vs. trippeln, springen vs. hopsen etc.).
2.3.5 Psychomotorische Förderung im Wasser mit Wasserbewältigung Wassergewöhnung
Die meisten Kinder lieben es mit und im Wasser zu spielen. Doch einige Kinder bekommen keine Gelegenheit dazu. Sie entwickeln eine Unsicherheit gegenüber dem Element Wasser, welche es unnötig erschwert, das Schwimmen zu erlernen. In der Psychomotorischen Förderung im Wasser lernen die Kinder wie sie sicher und mit Spaß das Wasser genießen können. Im Vordergrund steht der freudvolle Umgang mit dem Element Wasser. Gerade der spielerische Umgang mit verschiedenen Materialien kommt dem kindlichen Bedürfnis nach Risiko, Abenteuer und Erlebnis entgegen. Die Kinder erfahren den Auftrieb des Wassers, lernen Möglichkeiten, sich im Wasser fortzubewegen, zu schweben, zu gleiten, zu tauchen und zu schwimmen. Der Erwerb der Schwimmtechniken ist ein Nebenziel, welches im späteren Schulschwimmen eine entscheidende Rolle spielt.
2.3.6 Wahrnehmung mit Psychomotorischen Elementen
In Kleingruppen findet ein Unterricht mit Schwerpunkten zur Wahrnehmungsförderung statt. Die Förderung der Wahrnehmung und das Lernen mit möglichst vielen Sinnen stehen dabei im Vordergrund. Nur die wenigsten Kinder können durch Lesen und Hören genügend Unterrichtsinhalte aufnehmen und behalten. Für viele sind die visuelle Unterstützung und der handelnde Umgang mit Unterrichtsmaterialien wichtig. Dafür sind die problemlose Aufnahme und Verarbeitung von Informationen durch die Sinne eine entscheidende Voraussetzung.
2.4 Psychomotorik für alle
Jedes Jahr findet nach den Osterferien das Frühlingsturnen statt. Dann verwandelt sich die Turnhalle unter einem Motto in eine riesige Bewegungslandschaft, die für 2 Tage aufgebaut bleibt. Klassenweise besuchen vormittags alle Schülerinnen und Schüler der DHS diese Bewegungslandschaft. Am Nachmittag steht die Bewegungslandschaft den Kindern der OGS zur Verfügung.
3. Sprache
siehe:
Eingangsdiagnostik in multiprofessionellen Teams an der DHS im Bereich Sprache
Daz Konzept
4. Fazit:
Ergebnisse und Erfahrungen der psychomotorischen Förderung
Die psychomotorische Förderung an der DHS hat viele Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung positiv unterstützt. Anhand des Vergleiches der Schuleingangsdiagnostik, der fortlaufenden Förderplanung und den Unterrichtsbeobachtungen konnten zahlreiche Fortschritte festgestellt werden.
Besonders Kindern mit wenig Bewegungserfahrungen, Inklusionskinder, Kinder mit wenig bzw. gar keinen Deutschkenntnissen aber auch Kinder deren gesamte Persönlichkeitsentwicklung gut verlaufen ist, bewegen sich zusammen mit viel Freude und Motivation. Neben den zahlreichen Fortschritten im motorischen Bereich lernen sie "ganz nebenbei" zu kooperieren und miteinander umzugehen.
Diese Fortschritte in der Motorik und der Sozialkompetenz haben sich auch auf das Lern- und Arbeitsverhalten ausgewirkt. Somit wurde für möglichst viele Kinder eine entscheidende Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Unterricht erreicht.
Die größte Freude und Bestätigung aber ist das Lachen in den Gesichtern der Kinder.